Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Mittwoch, 19. September 2018

Rückschau - Camino Vasco del Interior









Der Camino Vasco del Interior ist nicht der einzige Camino in Nord- und Nordostspanien, der direkt auf den Camino Francés führt. Die Caminos Vadiniense, Viejo, Baztan und Aragonés sind ebenfalls solche historisch belegten Pilgerrouten. Der älteste unter ihnen ist der Camino Primitivo, den ich jeweils in den Jahren 2015 und 2016 von Oviedo aus gegangen bin.
Für Menschen, die abseits der großen Pilgerströme gehen wollen, sind diese Caminos die richtige Wahl, auch hier lassen sich kulturelle und regionale Besonderheiten entdecken. Es gibt folgerichtig deutlich weniger Pilgerherbergen als z.B. auf dem Camino Francés, wodurch man die Etappenlängen oftmals nicht frei bestimmen kann. Der Camino Vasco del Interior hat mich durch abwechslungsreiche Landschaften mit kleinen Städten, Dörfern, Weilern und in die Hauptstadt der Autonomen Region Baskenland und der Provinz Àlava, Vitoria-Gasteiz geführt. Die zweite und dritte Etappe führten durch das enge Tal der Oria auf befestigten Wegen und Straßen, durch Kleinstädte mit Industriegebieten und unübersehbaren Industriebrachen. Aber auch so etwas gehört zu einem richtigen Camino dazu, schließlich ist der gesamte Raum nachweislich seit dem Neolithikum (ca. 11.000 v. Chr.) von Menschen besiedelt. Nach der Überquerung des Aitzkorri Gebirges führte mich mein Weg weiter über die Llanada Alavesa (Hochebene von Álava) und die Nordmeseta nach Burgos, dem Endpunkt dieses Caminos. Für diese 12 durchweg kurzen Etappen also eine Menge Landschaftswechsel, die zusammen mit den freundlichen und in jeder Hinsicht eigenständigen Basken diesem Camino seinen besonderen Charme geben.  

Samstag, 7. Juli 2018

12. Tag Monasterio de Rodilla - Burgos






Hola,

bevor der Pilger an diesem Vormittag Burgos erreicht, muß er noch durch einige Prüfungen:
Durst, Hunger, aufgeweichter Camino, verschlammte und nasse Sandalen, er verirrt sich, er sieht frische Wolfsfährten in der Sierra, er bekommt auch noch Angst...aber er ist kein Hasenfuß, um 12:30 h steht er lebendig und ein wenig gefrustet  und angeschrammt vor der Herberge Casa del Cubo y los Lerma in Burgos, wo sich vor dem Eingang schon eine 'Pilgerschlange' gebildet hat...



große Wäsche...

Eingang zur Herberge Casa del Cubo y los Lerma


...und wenig später halte ich ein Zettelchen mit der Nr. 224 in der Hand, mein Bett !



Der Kontrast zum Camino Vasco del Interior ist groß. Burgos ist eine wichtige Etappe auf dem Camino Francés. Man trifft hier Pilger aus der ganzen Welt. 
Da ich mir ohnehin schlecht vorstellen kann, auf dieser Pilgerautobahn nach Santiago de Compostela weiterzugehen, bin ich ganz zufrieden, am Montag von Vitoria-Gasteiz  zurück nach Köln zu fliegen. Den Camino Francés bin ich im März 2014 gegangen. Im Frühjahr geht es auf ihm noch sehr beschaulich zu. Die Zahl der Mitpilger ist überschaubar, die Bars am Weg nicht überfüllt und in den Herbergen gibt es immer Betten in ausreichender Zahl.





This stage is dedicated to Ioanna and Giannis in Lakki/ Crete, to the Orfanoudakis family in Anopolis, Vall and Bill in Scarborough, Angela and John in Newcastle upon Tyne, Will and Jane in London and last not least Mia and Leif Harald in Eidsvoll/ Norway.

buen camino

Freitag, 6. Juli 2018

11. Tag Briviesca - Monasterio de Rodilla

Hola,

der Himmel ist bewölkt, bei aktuellen 17 Grad C. als ich in Briviesca starte. Auf der vorletzten Etappe nach Monasterio de Rodilla liegen 21 km vor mir.
Monasterio liegt direkt an der Nationalstraße Richtung Burgos, eine Bar, ein Restaurant...Tristesse.



Ermita de Nostra Senora del Valle, XIII. Jhd.
abends in Monsterio/ Plaza Mayor
José, José und Jesús starten morgen Mittag mit der Eisenbahn von Burgos direkt zurück nach Galicien. Sie sind schon alle nennenswerten Caminos in Spanien gegangen, also 'alte Hasen' und ganz sicher mit 'allen Wassern gewaschen' ! Wir haben viel Spaß gehabt und ich konnte etwas Spanisch lernen.  

Adiós amigos y gracias por todo!

                                           


                                           
Die Maus hat sich wieder einmal hinten am Rucksack festgeklammert und den gesamten Camino tragen lassen. Auch für sie geht am Montag, wenn wir gemeinsam zurück nach Köln fliegen, diese schöne Zeit zu Ende. Vorher werden wir uns aber in Burgos noch ordentlich vergnügen!                                        

ULTREIA!!!


Burgos feiert an diesem Wochenende die Feria San Pedro y San Pablo. Ich werde früh aufbrechen müssen, um noch ein Bett in einer der Pilgerherbergen zu bekommen, da Burgos eine Hauptetappe auf dem Camino Francés ist.


buen camino

Donnerstag, 5. Juli 2018

10. Tag Pancorbo - Briviesca

Nordmeseta im Juli auf ca. 750 m über NN (auch Iberische Meseta oder Meseta Central)


Hola,

um 12 h erreiche ich mein heutiges Ziel Briviesca. - Eine Etappe mit unendlich langen Geraden und verwaisten Dörfern liegt hinter mir. Keine einzige Bar am Weg, nur Verfall und Tristesse inmitten riesiger Getreidefelder. Es bleiben nur die, die riesigen Flächen bewirtschaften und das werden immer weniger. Das Problem der Landflucht gibt es in den meisten Autonomen Regionen Spaniens, ich habe mich davon auf meinen Caminos überzeugen können. Allein in Galicien gibt es z.Z. über 1000 verlassene Siedlungen.

Hier in der Nord-Meseta werden vor allem Gerste, Hafer und Weizen und Sonnenblumen auf Parzellen zwischen 20 und 100 ha angebaut. Das Klima ist ausgesprochen kontinental.





Nur gut, dass alles grünt umd blüht, sonst würde ich wohl noch in tiefe Depressionen verfallen. Außerdem entschädigt jetzt die hübsche Kleinstadt Briviesca ein wenig.





                                     

José, José und Jesús beim 'post-camino-surfen' im Albergue



buen camino

Mittwoch, 4. Juli 2018

9. Tag Miranda de Ebro - Pancorbo


Ermita de la Virgen del Camio y del Santo Cristo
Hola,

heute soll es im Rioja schon tagsüber Gewitter geben. Die heutige Etappe ist nur 17 km lang, sodass ich gegen Mittag in Pancorbo sein müßte.
Meine Mitpilger sind wieder einmal früh unterwegs, heute Abend kann ich dann mein Spanisch im Gespräch mit ihnen verbessern. Auf den großen Caminos wird fast immer nur Englisch gesprochen, hier ist das anders und außerdem geht es beschaulicher zu.




                                        




Im Albergue ist ein internationales Archäologenteam der Universität Vitoria-Gasteiz untergebracht. Pancorbo hat eine Burg aus dem 9. Jhd., die Artefakte  (zumeist Keramik) und Biofakte  (zumeist Tierknochen) der heutigen Grabung werden gerade gereinigt und archiviert.

buen camino

Dienstag, 3. Juli 2018

8. Tag La Puebla de Arganzón - Miranda de Ebro

Hola,

heute Nacht habe ich das erste Mal in meiner Hängematte geschlafen, da mir die Betten im Alberge nicht zugesagt haben. Ich bin erholt, frisch geduscht und bereit für die 17 km lange Etappe zum Ebro.
Die Panaderia im Dorf hat ab 7 h geöffnet und dort gibt es alles was das Pilgerherz zu so früher Stunde begehrt.  :-)

 
Eigentlich könnte ich heute bummeln. Die Temperatur steigt allerdings im Verlauf des Nachmittags auf bis 26-30 Grad und bisweilen auch mehr, anschließend wird es bis zum Abend recht schwül und nachts gibt es dann meist heftige Gewitter. Für diesen Camino habe ich die niederschlagsärmsten Monate gewählt und bis jetzt hat sich das positiv bemerkbar gemacht.
Nach etwa 7 km wird sich der Camino in Estavillo teilen. Die südliche Route führt über Haro in zwei Etappen nach Santo Domingo de la Calzada (Camino Francés) direkt in die Autonome Region Rioja. Die nordwestliche Route, der ich folgen werde, führt in vier weiteren Etappen nach Burgos, ebenfalls letztendlich auf den Camino Francés.





Um 10 h erreiche ich den kleinen baskischen Ort Ribabellosa (Áraba). Wenig später überquere ich die Grenze zur Autonomen Region Kastilien und León.

Und da liegt er schon vor mir, der Ebro, ganz träge fließt er dahin, als wolle er das Mittelmeer gar nicht erreichen. Mit gut 900 km ist er nach dem Tajo der zweitlängste Fluß Spaniens. Der Ebro trennt u.a. die Provinz Álava von der Provinz Rioja. Morgen früh werde ich ihn endgültig auf dem Camino überqueren.


Die Herberge in Miranda de Ebro liegt im Zentrum, ist klein aber fein und wird von der 'Asociation de Amigos del Camino de Santiago de Miranda de Ebro' geführt.





Diese Etappe widme ich Birgit, Hartmut und Kito aus Essen-Byfang !

buen camino

Montag, 2. Juli 2018

7. Tag Vitoria-Gasteiz - Puebla de Arganzón



Hola,

mein heutiges Etappenziel erreiche ich nach 20 km schon vor Mittag. - Heute möchte ich mich von den letzten Etappen und von der Großstadt Vitoria-Gasteiz in der ländlichen Idylle von Puebla de Arganzón erholen. Puebla liegt als Enklave von Kastilien und León im Baskenland.
Vor der Bar Ansotegi läßt es sich bei einem cafe con leche gut aushalten.; direkt über mir ein 'klapperndes' Storchenpärchen auf dem Turm der Iglesia de Nuestra Señora de la Asunción.





Morgen möchte ich in Miranda del Ebro in der Provinz Burgos in Kastilien und León sein. Die südliche Grenze bildet die Provinz und Autonome Gemeinschaft La Rioja. Spätestens hier wird dann der Sidra-Konsum auf Rioja umgestellt werden müssen. :-)


buen camino