Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Dienstag, 31. Oktober 2017

6./25. Tag Santa Marta de Tera - Rionegro del Puente


Hola,

heute morgen ist es sehr frisch in der Sierra und wir starten mit der aufgehenden Sonne. Nach drei Stunden die erste Bar im Weiler Olleros de Tera.
Ich möchte heute Abend Linsensuppe kochen und 'organisiere' die Zutaten am Camino.



Dieser Tag hätte nicht schöner sein können, um 15 h erreiche ich hungrig wie ein Iberischer Wolf die Herberge und hole mir in der Panaderia erst einmal ein bocadillo con queso!




Außer den drei Paprikaschoten habe ich unterwegs nichts ernten können, es gibt keine Tienda im Dorf, sodass das 'Projekt Linsensuppe' im Ansatz gescheitert ist :-) . Immerhin gibt es hier 2 Bars und man kann ohne Übertreibung feststellen, dass ein Camino ohne die vielen Bars mit dem guten Cafe con Leche, den vielen Pinchos und dem kalten Bier, kaum vorstellbar ist. Auch an den entlegendsten Plätzen verfügen fast alle spanischen Bars über gut funktionierendes wifi, sodass man auch tagsüber z.B. schon mal am Blog arbeiten kann.



Buddhistische Mönche waren schon vor uns hier und haben ihre Gebetsfahnen aufgehängt.

Das Albergue "Virgen de la Carbelleda" in Rionegro del Puente ist komplett ausgestattet, geräumig und sauber und wird von der Bruderschaft 'Cofraida de los Falifos' geführt.







buen camino

Montag, 30. Oktober 2017

5./24. Tag Tábara - Santa Marta de Terra

Hola,

gestern habe ich Anna aus Weißrussland/Belarus von den Wölfen in der Sierra de la Culebra (Schlangenberge) erzählt und heute früh überholt sie mich furchtlos und mit schnellen Schritten... :-)



... und wenig später finde ich tatsächlich Wolfslosung am Weg...






In der Sierra gibt es tief (bis etwa 7 m) in die Erde gegrabene Bodegas, in denen der Wein gelagert und wo auch mal ein Gläschen verschnasselt wird. Im Frühjahr 2012 habe ich eine Weinprobe bei meinem Freund Domingo, der lange in Hamburg gearbeitet hat, erleben dürfen. Oberirdisch gibt es meist noch eine kleine Laube und natürlich die Weinstöcke.



Schon gegen Mittag bin ich am Ziel. Die Herberge ist gerade mal 4 Jahre alt und erfüllt in jeder Hinsicht die bescheidenen Wünsche des Pilgers.




Ein Kleinod der romanischen Pfarrkirche Santa Marta de Tera (11. Jhd.)  ist die älteste erhaltene Jakobus-Statue auf der Iberischen Halbinsel am Südportal.

This stage is dedicated to my  'Squire' Jane and Will in London, Angela und John in Newcastle on Tyne and last not least Val and Bill in Scarborough.

buen camino






Sonntag, 29. Oktober 2017

4./23. Tag Granja de Moreruela -Tábara

Hola,

in Granja de Moreruela teilt sich der Weg. Die Ruta de la Plata führt konsequent weiter in Richtung Norden, wo sie dann in Astorga auf den Camino Frances trifft. Ich wandere jetzt in NW Richtung auf dem Camino Sanabres weiter.















In den ersten 4 Stunden führt der Weg durch wunderschöne Dehesas,  über den Río Esla, am Embalse de Ricobayo vorbei.
Ich befinde mich in der Sierra de la Culebra, einem Mittelgebirge, in dem der dichteste Besatz an Iberischen Wölfen, die in kleinen Familienverbänden leben, nachgewiesen ist. Ich würde gern einmal einen Wolf in seinem natürlichen Lebensraum sehen.
Die Sierra gehört zu den Montes de Leon, die den SW Ausläufer des Kantabrischen Gebirges bilden.





Pilger aus Brasilien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Portugal, Spanien und Weißrussland/Belarus sind heute bei Jose zu Gast.


Neben der Herberge von Don Blas in Fuenteroble de Salvatierra, gibt es hier inTábara eine zweite Kultherberge auf der Ruta de la Plata, die von José Almeida (Association Espiritu de Santiago) auf Spendenbasis geführt wird. Solche Herbergen tun den Pilgern gut, u.a. wird die schmutzige Wäsche gewaschen/getrocknet, Abendessen und Frühstück werden gemeinsam zubereitet und eingenommen.

 Danke José!!!

Auf dem Camino Primitivo unterhält mein Freund David eine solche (Kult-) Herberge in Bodenaya/Asturias und auf dem Camino Santiago de la Costa del Norte gibt es in Güemes die Herberge La Cabana del Abuelo Peuto, die von Padre Ernesto Bustio ebenfalls auf Spendenbasis geführt wird.




Diese Etappe aus einem echten 'Wolfsgebiet' widme ich meinem besten Freund Philipp, mit dem ich in Deutschland auch Wildbeobachtungen mache!

buen camino Philipp!!!

Samstag, 28. Oktober 2017

3./22. Tag Zamora - Granja de Moreruela




Ruinen der Festung Castrotorafe des Santiago Ordens


Hola,

wer die Einsamkeit liebt, der kommt hier auf seine Kosten. Die Dörfer wirken trist und verlassen und ich bin froh, hier nur durchreisen zu müssen. - Es ist Samstag, die Männer sitzen in den Bars und spielen Karten. Dazu plärrt ununterbrochen das Sportprogramm auf dem Großbildschirm, der in keiner Bar fehlen darf!




Samstagabend im Dorfladen



Heute wird unser lieber Freund Jean aus Saint-Julien-sur-Calonne 81 Jahre alt!!!

BON ANNIVERSAIRE JEAN!!! 

Und natürlich widme ich ihm die heutige Etappe.



buen camino

Freitag, 27. Oktober 2017

2./21. Tag El Cubo de la Tierra del Vino - Zamora


Hola,

viele Orts- und Flurnamen führen das verheißungsvolle Wort 'vino', ein Hinweis auf früheren Weinanbau, der in neuerer Zeit intensivem Getreideanbau weichen mußte.


Die Störche sind längst in Richtung Afrika aufgebrochen, die Nester auf den Kirchtürmen sind verwaist. Die Lufthoheit haben derweil Milane übernommen, die allerdings immer auf Distanz zu mir bleiben.









Am Nachmittag erreiche ich Zamora, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die moderne Pilgerherberge liegt auf der anderen Seite des Duero in der Altstadt. Wir sind bis jetzt mit 6 Pilgern, offensichtlich nimmt die Zahl der Pilger auf der Ruta de la Plata zum Herbst/Winter sehr stark ab.







Diese einzigartig schöne Etappe widme ich der Heiligen Barbara und ihren Nachkommen!!!

buen camino

Donnerstag, 26. Oktober 2017

1./20. Tag Salamanca - El Cubo de la Tierra del Vino


Hola,

ich durfte in der schönen Pilgerherberge 'Casa la Calera' direkt neben der Kathedrale übernachten. Der ALSA-Bus hatte Verspätung, doch die liebevolle Hospitalera Marianna aus Calgary hat mich noch nach 22 h in die Herberge gelassen. Marianna macht hier unentgeltlich für einige Wochen Dienst als Hospitalera, sie war selbst schon als Pilger unterwegs und unterstützt, wie viele ihrer Landsleute auch,  das Pilgerwesen.

Thanks Marianna!!!




Ich bin dankbar, heute meinen Camino Ruta de la Plata vom Frühjahr bei bestem Wetter fortsetzen zu dürfen. --- Etwa 500 km Wanderstecke liegen jetzt vor mir. In den nächsten Tagen werde ich weiter nach Norden auf Astorga und den Camino Francés zuwandern, dann ab Granja de Moreruela auf dem 'Sanabrischen Weg' in nordöstlicher Richtung nah an der Grenze zu Portugal weiter auf Santiago de Compostela zu. 






Die stille und unendlich weite Meseta empfängt den Pilger. Tagsüber wirken die Dörfer und Weiler auf der Hochebene trostlos, am Abend erwacht das Leben auch hier, wie überall in Spanien.

Morgen möchte ich schon in Zamora sein und hier wird ganz zum Schluß der Etappe der Duero überquert. Er setzt seinen Weg nach Westen fort, bis er bei Porto in den Atlantik mündet. Ich werde mich morgen mit einem guten Tropfen D.O. Ribera del Duero belohnen.



Heute gab es zum 'Cruzcampo Cerveza' ein Tellerchen mit gebackenen Schweinebäckchen.




Diese erste Etappe wie auch den gesamten Camino widme ich meinem Nachbarn Arnold!

buen camino



Mittwoch, 25. Oktober 2017

Via de la Plata - Teil II - Otoño 2017 - Von Salamanca nach Santiago de Compostela



Hola,

fast auf den Tag genau ist es 7 Monate her, dass ich den ersten Teil meines Pilgerweges 'Via de la Plata'  in Salamanca unterbrochen habe. Heute werde ich von Weeze am Niederrhein über Santander nach Salamanca anreisen, um von dort meinen Camino Santiago fortzusetzen. 
Beim Landeanflug auf Santander (Foto links) kann man ganz genau den Camino de la Costa del Norte erkennen, den ich im Jahr 2015 mit meinem Freund Marius gegangen bin. Die wenigen Minuten bis zur Landung werden zu einer Mischung aus Erinnerung und Erwartung, in jedem Fall eine gute Einstimmung auf die Wochen, die vor mir liegen.
Da ich die 'Via de la Plata' schon einmal im Frühahr 2012 als meinen ersten Pilgerweg überhaupt gegangen bin, betrachte  ich es als glückliche Fügung, die zweite Hälfte jetzt einmal im Herbst zu gehen. Mit dem Eintritt in die Sierra de la Culebra etwa ab Granja de Moreruela wird der Weg durch eine waldreiche Mittelgebirgslandschaft führen, die sich im Süden von Galicien fortsetzt. Insofern ist der Herbst sicher schon eine gute Wahl für diesen Teil der Ruta de la Plata.