Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Sonntag, 12. November 2017

18./37. Tag Santiago de Compostela

Santiago de Compostela  
13. bis 16. November 2017

Mit Sabine und Kerstin aus Berlin
... und Luigi aus Rimini...
'PACE' / Luigi aus Rimini

Hola,

mein erster Weg führt mich in das neu eingerichtete Pilgerbüro, um meine 'Compostela' abzuholen. --- Im Parador 'Hospital de los Reyes Catolicos', einer von Fernando und Isabella 1489 gestifteten Pilgerherberge, werden jeden Tag die ersten 10 Pilger des Tages gespeist (Mittagessen); Voraussetzung ist die Vorlage der Compostela als Bestätigung für die erfolgreiche Beendigung des Pilgerweges.


Das neue Pilgerbüro ist für die Zukunft, d.h. für steigende Pilgerzahlen ausgelegt. Mitte November herrscht hier natürlich kein Hochbetrieb mehr.


Beim Frühstück im San Martin Pinario treffe ich Sylvie aus der Bretagne/ Belle Ile en Mer. Sie war dem Aufruf 'Compostela Ilustrada' gefolgt, um Motive in Santiago und auf dem Camino zu malen.


Kathedrale von Santiago de Compostela/Aquarell/
von Silvia aus Katalonien
Pilgeressen: Refektorium San Martin Pinario

 Power-Pilgerinnen
Maria (NL), Kerstin, Lucretia und Sabine.


Sightseeing war heute nicht alles, u.a. habe ich meine komplette Kleidung, Ausrüstung incl. Rucksack in einer Waschhalle gewaschen und getrocknet.

Bild 1 zeigt die Maus im Trockner, Bild 2 nach erfolgter Wäsche und Trocknung...


...nach diesem anstrengenden Camino auch wieder 'so gut wie neu'   :-)  !


Mit einem Blick vom Hotel auf die Altstadt beginnt mein Tag. - Wenig später beim Frühstücksbufett im San Martin Pinario dann das erste informelle Pilgertreffen. :-)


Heute endet mit dem Abschied von Santiago de Compostela mein Camino Ruta de la Plata endgültig und am Spätnachmittag werde ich über London zurück nach Weeze am Niederrhein fliegen. --- Der Himmel über Santiago ist blau, die Sonne strahlt, was für ein Novembertag hier in Galicien!



Eher zufällig hat sich die Zweiteilung dieses Pilgerweges in einen südlichen und einen nördlichen Teil jeweils im Frühjahr und im Herbst ergeben. Angesichts der hohen Sommertemperaturen bis in den Frühherbst hinein, hat sich das zweifellos als glücklich erwiesen. Noch viel mehr Glück hatte ich mit den geringen Niederschlägen sowohl im März als auch jetzt im November; durchaus nicht selbstverständlich.

Der zweite Teil der Via de la Plata von Salamanca aus über Zamora und Ourense, also der Sanabrische- oder auch Mozarabische Weg wird mit dem Verlassen der Meseta Central abwechslungsreicher. Dazu trägt nicht unwesentlich der Naturpark Sierra de la Culebra bei, den der Pilger ab Zamora durchwandert und der später in das Hügelland im SW Galiciens übergeht. 
Der Pilgerweg führt durch von Landflucht gezeichnete Landstriche, verwaiste Dörfer und Weiler, die auf mich manchmal auch bedrückend gewirkt haben. Der Existenzkampf der hier lebenden, überwiegend bäuerlichen Bevölkerung blieb mir nicht verborgen und hat mich über die Bestimmung eines Menschen nachdenken lassen. Trotz der Härte des täglichen Lebens wirkten die Menschen hier glücklich und ihrer Heimat verbunden. Davon zeugen auch die vielen Galicier, die in den 70er Jahren für einige Jahre in Deutschland gearbeitet haben, dann jedoch wieder in ihre z.T. entlegenen Dörfer zurückgekehrt sind, darunter auch sehr viel Frauen. 'Heimat' ist also doch eine stärkere Kraft als materieller Wohlstand und das versöhnt mich bei aller Bedrückung wieder ein wenig. 
Und wo ich schon einmal bei den Menschen bin: So ein Pilgerweg wäre  ohne die vielen 'buenos dias', 'buen camino' und 'buen provecho', die gut gemeinten Wegbeschreibungen, kurzen 'Gespräche', großen und kleinen Hilfen eigentlich undenkbar. Mein Dank an dieser Stelle an all jene hilfsbereiten Menschen  entlang dieses Pilgerweges und den ehrenamtlich tätigen Hospitaleras und Hospitaleros in den staatlichen und kirchlichen Herbergen.






buen camino

Pilgrim Little Spear

Samstag, 11. November 2017

17./36. Tag Laxe - Outeiro

St. Martin


Hola,

gestern abend sind wir im Albergue noch von einer Tambourin Gruppe unterhalten worden. Zu den Klängen des Tambourins gab es Lieder auf Galego *.



...und am nächsten Morgen geht es weiter auf dem Camino Santiago...




Ganz typisch für Galicien und Asturien ist, dass die Rinder oder auch Pferde z.T. noch auf Waldweiden (Hute- , Hudewälder) gehalten werden.


Diese Etappe widme ich meinem Freund Martin und seiner Familie in Essen-Byfang.


 
bo camino

* Galego gehört zu den iberoromanischen Sprachen und ist stark mit dem Portugiesischen verwandt. Galego wird heute von ca. 3 Mio. Menschen gesprochen und ist in Galicien neben Spanisch Amtssprache.

Freitag, 10. November 2017

16./35. Tag Castro Dozon - Laxe

Hola,

die Konturen draußen verschwimmen heute durch den starken Nebel, der sich hoffentlich bald auflösen wird. Santiago de Compostela ist in Reichweite, vorher geht der Camino noch über den Santo Domingo Pass in 700 m ü.N.N. .



Die Herberge in Laxe ist mit einem Architekturpreis ausgezeichnet und darüber wundere ich mich nicht. Sie ist perfekt in den kleinen Weiler integriert, die dominierenden Baustoffe sind Beton, Holz und Glas. Der Fußboden aus grüngrauem Schiefer durchzieht konsequent alle Räume, sogar die WCs und Duschen.









bo camino

Donnerstag, 9. November 2017

15./34. Tag Cea - Castro Dozon

Hola,

bevor ich zum Kloster Oseira aufbreche, besuche ich Rosa in ihrer ' Forno da Pan de Cea'. Sie zeigt mir den aus Granitquadern gefertigten Ofen und natürlich auch das Produkt aus dem Holzofen, das  'Pan de Cea', welches durch eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung geschützt ist.




Muchas gracias Rosa!!!


Das Monasterio de Santa Maria Oseira stammt aus dem 11. Jhd. und wird von Zisterziensern betrieben, die es trotz vieler Rückschläge in den nachfolgenden Jahrhunderten zu einem spirituellen Zentrum Galiciens werden ließen.




Die anschließende Wanderung von Oseira nach Castro Dozon sollte eine der schönsten dieses Caminos werden. Der Weg führt durch lichte Wälder und Heiden, über Hohlwege und Pfade, vorbei an Weilern und kleinen Dörfern.

Pp


Im Weiler a Gouxa gibt es als kulinarischen Höhepunkt des Tages die leichte und köstliche 'Caldo Galego' * ('galicische Brühe'),  eine Kohl- , Kartoffelsuppe und dazu 'Pan de Cea' und Wasser. Die Zutaten , Markstammkohl, Grünkohl, Rübstiel, Kartoffeln, Rüben, weiße Bohnen, Speck oder Chorizo dieses galicischen Eintopfes, können je nach Verfügbarkeit variieren. Sehr oft wird sie als Vorspeise angeboten. Das portugiesische Gegenstück ist die 'Caldo Verde'.


Am frühen Nachmittag erreiche ich die Herberge, eine ehemalige Grundschule, in Castro Dozon. -  Bis Santiago sind es noch 3 Etappen und ich freue mich auf die Hauptstadt der Autonomen Region Galicien.



CAMINO POWER COOKING IN THE EVENING!!!



bo camino


Mittwoch, 8. November 2017

14./33.Tag Ourense - Cea

Convento San Francisco



Hola,

im Convento de San Francisco waren wir in der vergangenen Nacht nur noch mit 5 Pilgern. Die Zahl der Pilger auf der Via ist übersichtlich geworden.
Wir haben alle gut geschlafen, dank des wifis in allen Herbergen der Xunta kann ich die ersten Zeilen im Bett schreiben.


4 Etappen vor Santiago de Compostela ist mein Pilgerausweis natürlich vollgestempelt und wir weichen auf die Rückseite aus.






Cea, das Ziel der heutigen Etappe, ist für sein Holzofenbrot bekannt. --- In der 'Bar Plaza' gibt es Kaffee mit einem Schuß 'Orujo' dem galicischen Tresterschnaps... und gleich geht es dem Pilger besser.


Der Vollständigkeit halber:
Es gibt den unverfälschten Orujo Blanco, den (Kräuter-) Orujo Licor Herbas und den (Kaffee-) Orujo Licor Cafe! Und die hab ich eben mal durchprobiert. Der Blanco schmeckt mir am besten...oder vielleicht doch der Licor Herbas...?   :-)





bo camino