Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Montag, 27. März 2017

19. Tag Salamanca

Hola,




ein Camino steckt in jeder Hinsicht voller Abwechslungen und voller Überraschungen; die Mitpilger, die Begegnungen, der Weg, die Landschaft, das Wetter... und in dieser Hinsicht hat der Camino Via de la Plata 2017 nicht enttäuscht, wenngleich er mich persönlich vor allem physisch durch lange Etappen an einigen Tagen zweifelsfrei an meine Grenzen gebracht hat. Meine Prognosen hinsichtlich des Klimas haben sich auf dem Weg in idealer Weise bestätigt. Der Guadalquivir, der Rio Guadiana und der Tajo sind auf den zurückliegenden ca. 470 km überquert worden und wir bewegen uns immer noch auf der Meseta Central in Richtung Norden.

Drei Wochen Via de la Plata, Raum für Kontemplation hat es für mich auf diesem Camino bisher nicht gegeben, dafür eine rasante Abfolge von Eindrücken, die verarbeitet werden wollen.
Ich habe jetzt die erste Hälfte bis Salamanca geschafft und freue mich auf die zweite Hälfte der Via de la Plata, die ich vielleicht im kommenden Herbst oder sogar im Frühjahr 2018 angehen möchte. Hier werde ich mich wahrscheinlich für den Camino Sanabrés, der ab Granja de Moreruela in nordwestlicher Richtung verläuft, entscheiden. In Granja de Moreruela verläßt man endlich die monotone Meseta Central, der Weg führt durch einsame und landschaftlich sehr reizvolle Gegenden im Süden Galiciens. Historisch bedeutsame Städte wie Zamora und Ourense, das Kloster Oseira als spirituelles Zentrum Galiciens, liegen auf auf dieser zweiten Hälfte der Via de la Plata und am Ende des Weges das Ziel Santiago de Compostela mit dem Grab des Apostels.

buen camino

Pilgrim Little Spear


Sonntag, 26. März 2017

18. Tag San Pedro de Rozadas - Salamanca

St. Ludgerus 26.03.2017

Hola,

es ist Sonntag und zugleich mein Namenstag. Im vergangenen Jahr war ich an diesem Tag auf dem Camino Primitivo kurz vor Santiago de Compostela, das mir jetzt noch unglaublich weit entfernt erscheint.  So wandere ich allein in den Morgen hinein und lasse meine Jakobswege der vergangenen Jahre in Gedanken an mir vorüberziehen.
In Salamanca (802 m über NN) ist vom Frühling noch nicht viel zu spüren. - Die halbe Strecke zum Santiago ist geschafft. - Meine Pilgerreise über die Via de la Plata endet hier vorerst. Santiago muß bis zum Herbst oder bis zum Frühjahr 2018 warten. Sicher wäre ich gern bis Santiago de Compostela gekommen, aber eine Unterbrechung auf halbem Weg ist durchaus üblich und ich freue mich auf Deutschland.



Puente Romano  Salamanca

Plaza Mayor, frühes 18.Jhd.

Von San Pedro geht man ca. 5 Std. bis Salamanca und ich bin heilfroh hier trocken angekommen zu sein. Vielleicht ein Geschenk des Heiligen Ludgerus zu meinem Namenstag.

'Salmantica' ist, von iberischer Vorbesiedlung abgesehen, ebenfalls röm. Ursprungs, heute Hauptstadt der Provinz Salamanca und zugleich älteste Universitätsstadt Spaniens. - Die Geschichte Salamancas ist ein Kaleidoskop der Geschichte der Iberischen Halbinsel und der Geschichte Spaniens. - Neben den unzähligen Baudenkmälern erhält die Stadt heute ihren Charme durch die vielen Studenten aus ganz Europa. Studiert wird hier genau genommen seit dem Jahr 1218 und selbst Christóbal Colón hat hier schon vor der Geographischen Fakultät um Unterstützung für seine Reise nach Indien geworben.



This stage is dedicated to my friends Marg&Chuck, Anabel and Helen in Canada.

buen camino

Samstag, 25. März 2017

17. Tag Fuenterroble de Salvatierra - San Pedro de Rozados

Don Blas (links), Marcello und Beniamino



Hola,
um 8 h wird bei Don Blas in der Küche am offenen Kamin gefrühstückt. Es hat Frost gegeben heute Nacht. Kein Wunder, der Himmel war klar und wir befinden uns hier auf 951 m über NN. - Im Schlafsaal hatten wir einen kleinen 'Bullerofen' der uns Pilgern über die Nacht geholfen hat. Der Santiago Ritter auf dem Kaminsims hat die Herberge bewacht.






Hier in der Region wird der Iberico Schinken von den Schweinen angeboten, die auf den Dehesas weiden. Ich habe ein Kilo 'Paleta Bellota Guijuelo', was Schulter/Eichelmast und in diesem Fall 3 jährige Reifung in Guijuelo bedeutet, erstanden. Die max. Reifezeit beträgt 4 Jahre. Der Schinken muß beim Verzehr Zimmertemperatur haben, damit sich die nussigen Aromen voll entfalten können.


... und morgen geht es weiter...




This stage is dedicated to my friends Valerie & Bill, Angela & John, Jane & Will in England and Neil from Scotland.

buen camino

Freitag, 24. März 2017

16. Tag Banos de Montemayor - Fuenterroble de Salvatierra


Hola,

auf der Via de la Plata gibt es auch so etwas wie eine Kultherberge, die man auf gar keinen Fall auslassen sollte. Es ist die auf Spendenbasis (donativo) geführte Herberge von Don Blas in Fuenterroble de Salvatierra.

Herberge von Don Blas in Fuenterroble de  Salvatierra

Don Blas ist so etwas wie der 'Franziskus der Via', er betreut 8 Gemeinden im Umkreis und genießt hier ein sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung. Ich habe ihn 2012 kennenlernen dürfen und war beeindruckt von der Bescheidenheit seines Auftretens und seiner liebevollen Fürsorge uns Pilgern gegenüber.

5 km von Fuenterroble entfernt liegt der Ort Guijuelo, ein weiteres Zentrum der Jamon Iberico Produktion für die Autonome Region Castilla y León mit eigener Ursprungsbezeichnung: D.O. Guijuelo. Hier werden allerdings auch Schinken aus Andalusien und der Extremadura luftgetrocknet. Guijuelo liegt auf ca. 1000 m über NN, die klimatischen Voraussetzungen zur Schinkenproduktion sind ideal.





Ganz nebenbei haben wir heute schon nach wenigen Kilometern die Autonome Region Extremadura verlassen, um nach Castilla y León überzuwechseln. Die Region hat mit 27 Einw./Quadratkilometer ebenfalls eine sehr geringe Einwohnerdichte und ist etwas größer als Portugal.
Der Camino wird erneut durch sehr einsame Regionen führen, in denen z.B. der Iberische Wolf heimisch ist. Hier lebt er nicht in Rudeln, sondern in kleinen Familienverbänden. Die Losung der Wölfe habe ich in 2012 öfter auf dem Weg sehen können, der Wolf selbst blieb hingegen immer verborgen. Bei Zamora kommen wir durch die Sierra de la Culebra (Schlangenberge), dort haben wir theoretisch eine kleine Chance auf Wölfe zu stoßen.

Diese Etappe widme ich meinen Nachbarn Annemie, Arnold, Georg und Hermann.

buen camino

Donnerstag, 23. März 2017

15. Tag - Ruhetag in Banos der Montemayor

Hola,

was für eine Überraschung, Banos de Montemayor liegt etwa 700 m über NN in den westlichen Ausläufern des Kastilischen Scheidegebirges. - Hier der Blick vom warmen Bett hinaus...


In meiner Einführung zur Via de la Plata habe ich die klimatischen Besonderheiten beschrieben und das macht neben den teils langen und sehr einsamen Etappen den besonderen Charme des Weges aus.

Banos ist mit seinen Thermalquellen, die natürlich schon die Römer nutzten, ein beschaulicher Kurort und ich werde gleich auch ein Bad in dem 43 Grad warmen schwefelhaltigen Thermen nehmen.



Und was macht eigentlich die Maus?

Achtung, die Maus ist noch nicht ganz wach....   :-)


Die Maus liegt im Bett, ist noch nicht ganz wach. Der Tag gestern war ihr zu  stressig. Ansonsten hat es ihr gut gefallen in Andalusien und in der Extremadura, die wir morgen schon verlassen werden. Also, wir lassen die gestresste Maus jetzt ruhig noch etwas schlafen.  :-)

Und wie sieht der Pilgerausweis mittlerweile aus?



Das Credential del Peregrino wird immer in den Herbergen und nach Belieben in Bars, bei den Gemeindeämtern, der Polizei, etc. abgestempelt. So läßt sich der Weg des Peregrinos oder der Peregrina nachverfolgen. Anhand dieser Dokumentation wird später in Santiago die Pilgerurkunde, die Compostela, ausgestellt.


Nach dem Besuch der Römerthermen ist die Haut an den Füßen geschmeidig und die exam. Krankenschwester Anabel aus British Columbia führt eine unabwendbare Notoperation (Faden durch Blase) am linken Fuß von Littlespear durch. Das hat sie SUPER gemacht hier im provisorischen ' Hospital de San Lazaro de Peregrinos'!  Bravo Anabel!


Diese Etappe widme ich meiner Freundin Moni, die ebenfalls heilende Hände hat.

buen camino

Mittwoch, 22. März 2017

14. Tag Carcaboso - Arco de Caparra - Banos de Montemayor

Hola,


es ist schon fast 8h, die Wolken hängen tief. Die Via führt heute an den Resten der röm. Stadt Cáparra vorbei und damit durch den Arco de Cáparra.





Es schüttet vom Himmel wie aus Kübeln, als ich endlich den Arco durchschreiten kann. Trotz des Regens ein ergreifender Moment, denn die Via verläuft hier direkt durch den Bogen (Tetrapylon), durch das Zentrum einer römischen Stadt, die in ihrer Blütezeit im 2.- 3. Jhd. n. Chr. eine Ausdehnung von ca. 15 ha hatte.  - Die Ausgrabungen kann ich mir leider bei dem Wetter nicht ansehen. 
Mit viel Durchhaltewillen und Gück bin ich um 18 h in Banos de Montemayor, wo ich 2 Nächte bleiben werde, um mich von der gesamten zurückliegenden Woche zu erholen.

Und dann noch eine Überraschung: Mein Freund Marcello ist heute vom Gardasee frisch eingetroffen. Wir sind in 2012 einen Teil der Via de la Plata gemeinsam gegangen und starten übermorgen zusammen zu Don Blas in Fuenterroble de Salvatierra, was schon in der Autonomen Region Castilla y Leon liegt.



buen camino

Dienstag, 21. März 2017

13. Tag Canavaral - Carcaboso

Hola,

was für ein Tag, heute noch bestes Wanderwetter, morgen soll es ordentlich regnen.

Albergue Turístico Hostel Canavaral

peregrino Beniamino/ Italia

Pilger?





Heute und morgen geht die Via noch einmal durch die Dehesas, rechts und links Stein- und Korkeichen, dazwischen weidende Rinder, Schafe oder Ziegen, mitunter auch Schweine.

Die Stadtmauer von Galisteo aus dem 9. Jhd. (oben) ist vollständig erhalten, ebenso die Stadttore.

Diese Etappe widme ich Christine & Jörn, alles Gute vom Camino Via de la Plata.

buen camino

Montag, 20. März 2017

12. Tag Caceres - Casar de Caceres - Alcantara - Canaveral

Hola,


mein heutiges Ziel liegt an einem der größten Stauseen Europas, dem 'Embalse de Alcantara'. Eine futuristisch anmutende, moderne Herberge aus Beton.


Auch das kann die Via de la Plata sein, die ersten km entlang der N-630.




Kurz vor dem Stausee überquere ich den Tajo, der hier in den See einmündet und der weiter westlich als Tejo bei Lissabon in den Atlantik mündet. Der Guadalquivir und der Rio Guadiana sind bereits überschritten, jetzt bleibt nur noch der Duero, der in Zamora überquert werden wird und sich als Douro in Portugal fortsetzt, wo er in Porto ebenfalls im Atlantik mündet. Der Stausee ist im Gegensatz zu 2012 sehr gut gefüllt, was für die Landwirtschaft der Extremadura lebenswichtig ist.
  
Ich komme um 16 h am Embalse Alcantara an und erfahre, dass das Albergue seit etwa 3 Jahren geschlossen ist. Der Autonomen Region Extremadura fehlen offenbar die Mittel, diese Herberge an exponierter Stelle weiter zu betreiben. Ich habe 2012 noch hier direkt am See in diesem Albergue Turístico übernachten dürfen.

Meine Vorräte sind völlig aufgezehrt und nach 33 km in der Sonne bin ich sichtlich erschöpft. Zwei Angler nehmen mich später mit nach Canaveral und setzen mich am Albergue Turístico Hostel Canavaral ab.
Das Hostel bekommt von mir in jeder Beziehung ***** und ich habe schon einige Herbergen in den zurückliegenden Jahren kennenlernen dürfen.

Hier dann noch mein Pilgermenü ***** für 9 € ebenfalls im Albergue incl. Wein und Wasser.

pasta

lomo de cerdo

postre

Alles wird gut....



Diese Etappe widme ich meinen Lesern in Indien, Lea und ihrem Freund, Danke Lea!!!


buen camino

Sonntag, 19. März 2017

11. Tag Valdesalor - Cáceres

Hola,

um 7:50 h sind wir schon wieder auf der Via in Richtung Caceres unterwegs. Vor 5 Jahren habe ich hier noch in einer Umkleide auf dem Sportplatz als Notunterkunft übernachtet, jetzt hat Valdesalor eine neue Pilgerherberge. Insgesamt kann man feststellen, dass die Anzahl der Herbergen auf der Via de la Plata zugenommen hat, wenngleich auch staatliche Herbergen geschlossen wurden oder jetzt in privater Hand sind.




Der Schäfer Manuel führt hier genau 439 Schäfchen spazieren und er ist sichtlich stolz auf seine Herde.



Am Vorabend des 23. April 1229 wurde Cáceres von einem christlichen Ritterheer befreit. Seither ist San Jorge Schutzheiliger der Stadt. Der Hl. Georg ist übrigens auch ein Erzheiliger der Griechisch Orthodoxen Kirche.
Das historische Zentrum von Caceres gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.



Retablo mayor (Mitte) in der Concatedral de Santa María de Cáceres.









Diese Etappe nach und in Cáceres, in die Stadt der Santiago Ritter, widme ich meinem besten Freund Philipp, den ich sehr vermisse und der besten Oma der Welt!!!
Viele Grüße, viel Spaß in der Schule Philipp!


buen camino