Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Samstag, 4. März 2017

Via de la Plata - Teil I - Primavera 2017 - Von Sevilla nach Salamanca

Die Silberstraße

Ein Camino Santiago, ein Jakobsweg über die 'Silberstraße', die 'Via de la Plata', quer durch Spanien von Süd nach Nord, über fast eintausend Kilometer von Sevilla über Zafra, Cáceres, Mérida, Salamanca und Zamora nach Astorga und weiter nach Santiago de Compostela! --- UNESO Welterbestädte, Naturparks und Biosphärenreservate lösen sich ab auf dieser Verkehrsachse, die schon die kelto-iberische Urbevölkerung, Phönizier, Römer, Westgoten, Mauren und während der Reconquista (der Wiedereroberung Spaniens  722-1492 n. Chr.) christliche Heere nutzten. Sie ist ein Kaleidoskop der Geschichte der Iberischen Halbinsel und eine Verheißung an den Pilger, dessen Sehnsüchte hier erfüllt werden.
Unter römischer Besatzung wurde der einstmals phönizische Handelsweg bis zum 1. Jhd. n. Chr. komplett gepflastert. In nachrömischer Zeit führte die maurische Bezeichnung 'Bal'latta' für 'breiter gepflasterter Weg' volksetymologisch zu 'Via de la Plata' also 'Silberstraße'. Ungeachtet dessen diente diese Verkehrsader tatsächlich schon in phönizischer Zeit und unter römischer Besatzung unter anderem dem Transport von in Nordspanien gewonnenen Metallen wie Zinn und Gold.


Neben den Begegnungen werden die naturgeographischen Voraussetzungen auch diesen Camino Santiago, der sich durch unterschiedliche Klimabereiche und in weiten Teilen durch ein flaches Streckenprofil (Meseta) auszeichnet, bestimmen.
Das Klimaspektrum reicht von mediterran mit ozeanischen Einflüssen in Sevilla, über ozeanisch-kontinental auf der Meseta, bishin zu atlantischem Klima in Galicien. Darüberhinaus herrscht in den westlichen Ausläufern der Sierra Morena, des Kastilischen Scheidegebirges und des Kantabrischen Gebirges Gebirgsklima. Durch den kontinentalen Einfluß auf der Hochebene und durch die Höhenlage in den genannten Gebirgen kann es auch im März vor allem nachts noch empfindlich kalt werden. In Galicien wird das Klima dann durch den atlantischen Einfluß deutlich milder, allerdings auch niederschlagsreicher. Widrige Wetterlagen mit empfindlicher Kälte auf der Meseta und in den Ausläufern der Gebirge, dazu sehr ergiebige Niederschläge in Galicien, sind also möglich.

Nach Überschreiten des Guadalquivirs in Sevilla führt der Pilgerweg rasch aus der Flußebene hinaus in das Biosphärenreservat Dehesas* de Sierra Morena. Daran schließt sich die 'Meseta Central' genannte Hochfläche an, die durch das Kastilische Scheidegebirge in Nord- und Südmeseta geteilt wird. Im Norden wird die Meseta durch das Kantabrische Gebirge begrenzt. Neben dem Guadalquivir müssen der Río Guadiana, der Tajo, der Duero und der Río Miño und ihre Ebenen überquert werden.
Die 'Ruta de la Plata' führt oft auf einsamen und recht langen Etappen (>30 km), durch insgesamt vier 'Autonome Regionen': Andalusien, Extremadura, Kastilien und Léon und Galicien.

Im Mittelpunkt meiner Pilgerreisen stehen die Begegnungen mit den Menschen am Jakobsweg und den vielen Mitpilgern aus der ganzen Welt, getreu meinem Motto: 

"Wir sind der Weg!"

Es macht Sinn, Santiago und die Hl. Barbara vorab um Schutz auf diesem langen Pilgerweg zu bitten, der am 9. März an den Ruinen von Itálica, einer ehemaligen Stadt in der römischen Provinz Baetica*, 10 km nördlich von Sevilla, beginnen soll.


Pilgrim Little Spear





* dehesas, span. Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder)
* Baetica, benannt nach Baetis = antike Bezeichnung für den Fluß Guadalquivir



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