Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Freitag, 17. März 2017

9. Tag Mérida - Alcuéscar

Hola,

der Weg hinaus aus Merida wird am Acueducto de los Milagros und am Stausee Proserpina vorbeiführen, beide dienten in römischer Zeit der Wasserversorgung der Eremita. Nicht ungewöhnlich, das römische Köln wurde auch über eine Wasserleitung aus der Eifel versorgt, die in Teilen gut erhalten ist. Der Wasserversorgung galt in römischen Ansiedlungen immer besondere Beachtung, im Klima der Extremadura sicher ganz besonders.







Ich wandere heute wieder durch Dehesas mit Eichenbeständen und als Unterbewuchs gelb blühender Ginster und Lavendel. Später gehen die Dehesas in den Naturpark Cornalvo über. Der Weg ist einsam, meine Mitpilgerin Anabel aus British Columbia geht heute nur bis Aljucen; typisch für den Camio, Kennenlernen und Abschiednehmen, das ist nicht immer einfach.

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Dieser Spanier hat 'Gurumelos' gesammelt, die er jetzt sortiert. Der dem Champignon ähnliche Pilz ist für etwa 10€ pro Kilo zu haben.

Gegen 16 h erreiche ich das Casa de la Misericordia, Esclavos de Maria y los Povres (Haus der Barmherzigkeit, Sklaven Mariens und der Armen). Im Konvent herrschen strenge Regeln, 18:45 h Gotttesdienst, danach ein gemeinsames Abendessen und um 21 h wird der Eingang verschlossen. Meine Zelle ist karg eingerichtet, Luxus ist nicht amgesagt, der müde Pilger ist trotzdem überglücklich, hier übernachten zu dürfen.



Ich habe nach der Pilgermesse den Segenstext auf Deutsch vorgelesen, Pater Luis hat uns anschließend gesegnet. Ihm und uns Pilgern hat diese persönliche Begegnung ganz offensichtlich Freude bereitet. Seine Mitbrüder drängen eher etwas, sie haben Hunger, da das Abendessen im Refektorium bevorsteht. --- Wir Pilger essen mit den Angestellten zu Abend und freuen uns über ein einfaches Menü mit einem recht ordentlichen Rotwein.

Heute hatte ich erstmals das Gefühl, auf einem Pilgerweg zu sein, touristische und landeskundliche Eindrücke haben bislang überwogen. Ich könnte mir vorstellen, meinen Weg für einige Tage zur Einkehr in einem Kloster zu unterbrechen. Leider ist das so spontan nicht möglich.

Diese Etappe widme ich Papa Paisios aus Anopolis.

buen camino

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