Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Donnerstag, 9. März 2017

1. Tag Sevilla - Italica - Guillena

Hola,

was für ein Luxus, der Tag darf beginnen. Ich freue mich auf Itálica und die ersten km des Caminos Via de la Plata.
Die Stadtanlage Itálica war für die römische Aristokratie in Hispanien gedacht und verfügte über ein Amphitheater (Hispanien insgesamt etwa 15), ein öffentliches Bad mit Hypokaustenheizung* (griech. hypo = von unten, kaustum = brennen/ Warmluftheizung), Wohnhäuser mit sehr großzügigen Grundrissen, deren Böden mit Mosaiken geschmückt waren. Bis heute sind lediglich 9 Hausgrundrisse freigelegt und restauriert. In Zeiten der Krise fehlen auch hier die Mittel, erklären mir die Restauratoren. Man kann annehmen, dass hier auf dem mehrere ha großen Gelände und auch unter der weiter unten gelegenen Stadt Santiponce noch wahre Schätze zu bergen sind.

Reste des römischen Amphitheaters in Itálica







 



Furten wie diese (oben) werden jetzt häufiger zu queren sein. Bei und nach Starkregen kann das zu einem echten Problem werden. Hier kann ich mich noch einmal rechts vorbeihangeln, ohne völlig im Schlamm und Wasser einzusinken.

Die Herberge in Guillena ist  heute schnell erreicht, hier treffe ich auch auf das erste Dutzend Pilger aus Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien. Die meisten von ihnen sind schon einen Camino Santiago gegangen, da man in der Regel nicht mit der Via de la Plata als Pilgerweg beginnt.

Diese erste Etappe widme ich Franz-Josef Waida, der mir meine Haferlschuhe gerichtet hat.


buen camino




* Hypokaustenheizungen gelten gemeinhin als Erfindung der Römer,  besonders in den nördlichen Provinzen (z.B. England, Rheinland, Gallien) waren sie Standard in Thermen und Wohnhäusern. Der Energieverbrauch (Holz) war gewaltig. Die Technik wurde ins Mittelalter hinübergerettet. Für die Karolingerzeit sind sie ebenfalls nachgewiesen (St. Gallen, Reichenau-Mittelzell), auch die Marienburg des Deutschen Ordens (13. Jhd.) verfügte über eine Hypokaustenheizung.

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