lunes 24.03.14 - Santiago de Compostela
bewölkt bei 13°C, vormittags starker Regen
Hola,
um 8 h mache ich mich frisch geduscht und mit neuen Schuhen, die ich schon in Leon gekauft hatte, auf den Weg in Richtung Kathedrale. Die alten Schuhe hab ich in einem großen Strauch vor der Herberge deponiert. Ich habe es nicht fertiggebracht, sie so einfach in den Müll zu werfen. Es kam mir so schon ein bisschen wie Verrat an meinen treuen Weggefährten vor.
Im Mittelalter haben sich die Pilger schon in Lavacolla, einige Kilometer vor Santiago, für den Gottesdienst in der Kathedrale und den Besuch des Apostelgrabes gereinigt, trotzdem mußte noch der Botafumeiro (50 kg schweres Weihrauchfass, galicisch: Feuerkessel) in der Kathedrale geschwenkt werden, um die Körpergerüche der Pilger zu überdecken.
Ich hab heute
als erster Pilger meine Compostela im Pilgerbüro erhalten und eine zusätzliche Anerkennung, den Camino Frances in 26 Tagen gegangen zu sein. Und beim Apostel: Ich bin jeden cm gelaufen!!!
Am Grab des Apostels hab ich am Morgen gebetet, besonders für jene, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben.
Bei der feierlichen Pilgermesse um 12 h in der Kathedrale hab ich eine Menge Pilger vom Weg wiedergetroffen. So ist der Camino: Kennenlernen, Abschied nehmen, Wiedersehen, für mich oft nicht so ganz einfach.
Der Botafumeiro wurde geschwenkt, und man zieht unwillkürlich den Kopf ein, wenn der mit gefühlter Schallgeschwindigkeit (65 km/h) durchs Kirchenschiff saust.
Die Messe beginnt mit dem Verlesen der Statistik des Tages, wieviel Pilger auf welchen Wegen und aus welchen Ursprungsländern in Santiago de Compostela angekommen sind. Während der Lithurgie werden Fürbitten einer spanischen Pilgergruppe verlesen, die Messe endet mit dem Pilgersegen.
Heute ist auch für Spanien ein besonderer Tag: Adolfo Suárez, der erste gewählte Regierungschef Spaniens, wird in Madrid beigesetzt. 'El mundo', 'el pais' und 'voz de la galicia' schreiben über seine Verdienste für Spanien in einer kritischen Übergangsphase nach der Junta. Er wurde, wider Erwarten, ein Politiker des Ausgleichs, wahrscheinlich ein Glück für dieses schöne Land und seine lieben Menschen.
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Am Abend gehe ich noch ins (fünf) Sterne Parador 'Los Reyes Católicos', um ein kostenloses Pilgermenü zu genießen.
Dieses Personalessen gibt es nur gegen Vorlage der Compostela und auch nur für die ersten 10 Pilger, die sich jeweils am Eingang der Tiefgarage einfinden. Man trifft hier also noch einmal Pilger aus aller Welt in einer sagen wir 'Überraschungszusammensetzung', die jedes Mal besondere Heiterkeit garantiert.
Das 'Hospital de los Reyes Católicos' wurde 1498, sechs Jahre nach erfolgreicher Wiedereroberung (Reconquista) Spaniens, von Ferdinand II. und Isabella I. gegründet. Seit Ende der 50er Jahre wird das Gebäude als Parador genutzt. Eine Bedingung für die Nutzungsänderung war die Ausgabe dieses kostenlosen, täglichen Pilgeressens.
buen camino