Der Sehnsucht folgen...

...wer hat nicht schon einmal daran gedacht loszulassen, einfach aufzubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen? Aufbruch bedeutet immer auch ein Stück weit Aufgabe von Annehmlichkeiten und Sicherheiten, Aufgabe der gewohnten Umgebung im Tausch gegen bislang unbekannte Erfahrungen, Begegnungen, Erkenntnisse und Einsichten. In den zurückliegenden Jahren habe ich mich mehrfach auf diesen Tausch eingelassen und bin auf den großen Caminos der Iberischen Halbinsel zu Fuß nach Santiago de Compostela gepilgert. Ich möchte Sie einladen, Ihren Sehnsüchten für einen Moment nachzugeben und mich ein Stück weit auf meinen Caminos zu begleiten.

Sonntag, 9. März 2014

12. Tag - Pilgerschuhe

domingo 09.03.14
Hontanas - Boadilla  -  27 km
blauer Himmel,Südwind und Sonne, 20°C






 









Hola,

immer noch Geröllkieswege, Weizenäcker, unendlicher Horizont und kein Schatten (außer in den örtlichen Bars natürlich). Bin ganz ordentlich angeschlagen, als ich am Nachmittag ins Albergue stolper.


 
Um mich vor der Sonne besonders an der linken Gesichtshälfte zu schützen, hab ich mich vorübergehend in einen Taliban verwandelt. Die Spanier am Weg nehmen es selbst am Domingo gelassen hin, auch die Guardia Civil bleibt uninteressiert an diesem Taliban-Peregrino, der ganz offensichtlich wegen seiner erbärmlichen Erscheinung keine Gefahr für den spanischen Staat darstellt.

PILGERSCHUHE
kommen in allen denkbaren Variationen daher, wie im normalen Leben sonst auch.
Auf dem Camino sind sie selbst bei Männern so etwas wie ein Dauerthema, eng gekoppelt an Fußleiden jeglicher Art. Bei meinen Pilgerschuhen handelt es sich um Meisterwerke französischer Schuhmacherkunst der Marke Aigle, die ich im Jahr 2006 in Pont l'Évêque in der Cooperative Agricole für immerhin 68 € erstanden habe.

Was spricht für die Entscheidung, diese ausgelatschten Schluffen auf dem Camino zu tragen?

1) Grundvertrauen in das französische Handwerk!

2) Sie sind aus Leder gefertigt und verbreiten im Albergue nicht den penetrant käsigen Pilgerschuhgeruch, wie ihre Brüder und Schwestern aus Goretex, die auch mal gern nach einem Regentag auf der Heizung im Schlafsaal abgelegt werden.

3) Die Schuhe wissen bereits vom Caminho Portugues in 2013 was es heißt einen erschöpften Pilger durch dick und dünn nach Santiago de Compostela zu befördern.

4) last but not least sind sie in ungezählten Pilgermessen mit mir gesegnet worden, somit von höchster Stelle zertifiziert.
Und der Erfolg gibt mir Recht, bislang bin ich auch nach fast 400 km noch blasenfrei, sicher oft strunkelig gepilgert, was dann aber eher auf den Rioja zurückzuführen war.  

Alles in allem also eine Pilgerschuh-Erfolgsstory, bei der auch wieder höhere Kräfte im Spiel waren.



TROST FÜR MEINE ALTERSGENERATION UND ÄLTER:

WAS VERSCHLISSEN IST UND SO AUSSIEHT KANN TROTZDEM AUF EINEM CAMINO NOCH VON NUTZEN SEIN!

buen camino

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